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Tag 16 oder auch “Your class is sooooo riveting to me” by wolfsen
February 25, 2010, 11:32 pm
Filed under: Istanbul

Eigentlich hatte ich immer das Gefühl das ich ziemlich stressresistent bin, aber diese Woche war echt heftig. Ich konnte dies nur durch eine gleich hohes Rumnöhllevel kompensieren. Nach der ersten Anmeldungsphase für die Kurse hatte ich folgenden Stundenplan:

Turkish 111.03
Comparative Political Economy of Europe
Current Issues of World Politcs II (graduate course)
Topics in Public Finance
Turkish Tax System und
Macroeconomics I

Die Veranstaltung zum türkischen Steuersystem wurde nur auf Türkisch gehalten, was eigentlich nach BU Hochschulrichtlinien gar nicht möglich ist, und hinderte mich an der Belegunge des Kurses. Dies hat meinen Stundenplan schon früh aus der Bahn geworfen, weil ich leider auf die vielen VWL Punkte angewiesen bin, da ich sonst meinen Doublemajor in VWL und Politikwissenschaften gefährdet sehe. Normalerweise ist Finanzwissenschaften genau mein Gebiet und ich habe so gut wie alles an der Universität Erfurt darin belegt, aber der Kurs hier an der Uni ist sehr stark mathematisch ausgerichtet. Dies macht ihn für mich unattraktiv, weil a) Mathe stinkt und b) ich schon genug davon durch Makro I habe. Deswegen war ich z.B. am Dienstag sieben Stunden hintereinander in Veranstaltung auf dem Campus. Diese sieben Stunden gepaart mit ständiger Hetzerei von einem Campus zum nächsten, sowie der ständigen Sucherei nach den Räumen. Das Schlimmste ist jedoch, dass man meist immer nur so kleine Kaffee bekommt: Etwa 200ML.

Mein Stundenplan muss sich also verändern und ich durfte wieder in das Vorlesungsverzeichnis schauen und gucken welche Kurse in mein Stundenplan passen und eine grobe ökonomische Ausrichtung haben. Dadurch musste ich ein wenig kreativer werden und habe nun auch Veranstaltungen aus der Fakultät für “International Trade” belegt. Mein jetziger Wunschplan sieht wie folgt aus:

Turkish 111.01 (bessere Zeiten, an nur zwei Tagen anstatt an drei)
Macro I
Topic in Public Finance (werde ich höchstwahrscheinlich noch droppen, kommt drauf an wie der Schwierigkeitsgrad und der Arbeitsaufwand wird)
Introduction into Management
Introduction into Marketing
Comparative Political Economy of Europe
Economical Integration of the European Union

Das sind umgerechnet ca. 36 ECTS Punkte und viel weniger als ich normalerweise mache. Jedoch hat die BU, wie auch die meisten anderen Nichtdeutschen Universitäten, eine angloamerikanische Art der Lehre. Man hat wenige dafür jedoch intensiv Kurse. Das heißt z.B. für Marketing, dass ich dort eine Gruppepräsentation, zwei Case Studies, ein Essay, das Midterm- und das Finalexam absolvieren muss. Dies bedeutet einen gleichmäßigen Workload bei dem man kontinuierlich mitarbeiten muss. Dieses System ist meines Erachtens viel besser, da dies kein so starkes Bullimielernen am Ende des Semesters beinhaltet und auch nachhaltigeres Wissen hervorbringt. Jedoch sind somit in einem Semester nicht ansatzweise die 50 Punkte drin, die ich sonst an der UE belege.

In Kursen die man vorher nicht auf seine Liste hatte, sollte man vor dem Besuch eine E-Mail schreiben wodrin man sich erklärt warum man den Kurs nicht belegen konnte, warum einen der Kurs interessiert usw. Es ist eigentlich immer das Gleiche und sehr durchschaubar, aber trotzdem muss es gemacht werden. In einem zweiten Schritt geht man dann zu den Veranstaltungen hin, spricht am besten noch persönlich mit dem Professor und weint dort rum, dass alles nich so toll mit dem Stundenplan ist und das man unbedingt diesen höchstinteressanten Kurs benötigt. Dabei kann man varieren: Your topic is riveting to me, I got a lot of recommendations about your intresting class, I have experience in your field of study and I would like to improve it even further, blablabla…Diese Vorgehensweise wurde mir von einigen türkischen Studenten empfohlen und ich kann meine deutsche Korrektheit in dem Fall zurückstellen, weil ich keine Lust habe nicht in meine Kurse zu kommen.
Danach vielleicht noch eine E-Mail um zu erinnern und dann kann man den Kurs in der sogenannen Add/Drop-periode mit dem Einverständnis (Consent: was diesemal eine Nachricht im Anmeldungssystem bedeutet) des  Professors belegen. Den Kram dann abschließend von seinem akademischen Advisor absegnen lassen und dieser Schritt ist getan. Danach folgt das Learning Agreement, welches von Verantwortlichen von beiden Universitäten unterschrieben werden muss. Damit sollte meiner heimischen Notenanrechnung nichts mehr im Wege stehen. Vermutlich naiv zu denken, dass das so einfach sein wird.

Ansonsten habe ich die Woche viele neue Leute kennengelernt (das Gros der Ausstauschstudenten sind Amis und Deutsche) und nichts weiter gemacht außer totmüde meist vor 10:00 Uhr ins Bett zu fallen. Die Mühe hat sich jedoch schon in so weit gelohnt, dass ich einen freien Freitag habe!



Tag 12: Sofia, Ninjasterne und erster Unitag by wolfsen
February 25, 2010, 3:53 pm
Filed under: Istanbul

Nachdem ich gestern Morgen nach wenigen Stunden, kaum erholsamen Schlaf im Bus, wieder aus Sofia gekommen bin, begann heute die erste Woche an meiner Universität. Um 10:00 Uhr stand “Comparative Political Economies of European States” auf dem Programm und fiel direkt erstmal aus. Die fünf Erasmusstudenten und ich waren die einzigen die nichts davon mitbekommen haben und ich bemerke gerade nach dem ich meine BU E-Mail Adresse erhalten habe, dass ich nicht einmal die E-Mail bekommen habe. Da die Türken nicht so wirklich mit meinem Nachnamen klar kommen heiße ich nun laut meine E-Mail Adresse: Wolf Von. Klingt en bissel chinesisch aber was solls! Hauptsache ich bekomme überhaupt irgendwelche Benachrichtigungen, aber das werde ich wohl erst in den nächsten Wochen feststellen.

Ich sitze gerade in der Bibliothek und werde später die Bilder von Sofia hochladen. Ich war von Donnerstag bis Samstag Abend in der Hauptstadt von Bulgarien und hatte eine gute Zeit. Es war zwar ein wenig anstrengend mit zehn Leuten zu reisen, aber naja ich habe die Sachen sehen und machen können die ich wollte. Es ist wirklich nicht das Einfachste mit neun Amerikanern rum zu reisen, die alle fünf Minuten stehen bleiben müssen um zu beraten was zu tun ist und sich beschweren wie schwer das ganze Laufen usw. ist und ansonsten keinen Plan haben was sie machen sollen. Ich habe ein paar Informationen über Couchsurfing in Erfahrung bringen können und so haben wir auch einen tollen Abend in dem Studentenviertel der Stadt vebracht. Tagsüber haben wir die ganzen Sehenswürdigkeiten, von denen es eine Menge in Sofia gibt, besucht. Erstaunliche Bauwerke, viele Gotteshäuser jeglicher Art (Orthodox, Katholisch, Islamisch usw.) Museen und überall gutes und günstiges Essen gegessen. Letzteres habe ich wirklich sehr genossen und es war eine interessante Erfahrung über ein Mobiltelefon seine Bestellung zu besprechen, weil keiner der Kellner Englisch sprechen konnten. Für 2,50 haben wir dann jeder einen bulgarischen Salat, irgendwas Cebabcici-mäßiges, Frikadellen und mit Käse gefülltes Fladenbrot bekommen. Richtig krass habe ich so en kleinen Ramschmarkt empfunden an dem ich mit Hakenkreuz versehene Messer, Medaillien und sogar einen Wecker kaufen konnte. Ich habe jedoch keine Ninjasterne, Schlagringe, ausgestopfte Füchse oder irgendwelche dreckskommunistischen Artefakte, sondern nur eine amerikanische Silbermünze von 1886 für 3,50 € erstanden (der Kerl wollte Zehn haben). Ein sehr passendens Bild habe ich jedoch auf dem Markt entdeck: Ein Büste Hitlers wurde direkt neben der von Stalin feilgeboten.

Am Samstag Abend sind wir in eine bulgarische Operette gegangen. Die Musik war sehr gut, aber leider war alles auf bulgarisch. Die Handlung schien einer Soap zu ähneln: jeder hat was mit jedem und es gab ständig Stress. Am selben Tag haben wir noch unseren (unbewussten und unfreiwilligen) Respekt für den Nationalhelden Wassil Lewski in Form eines Kniefalls äußern dürfen. Wir standen mitten in einer Mengen und hatten keinen Plan warum vor uns 100 mit Federnhüten beschmückte Soldate Stramm standen und Märsche gespielt wurden. Als dann alle um uns herum auf die Knie gingen fühlten wir uns auch genötigt dies zu tun. Wassil Lewski wollte um 1860 herum Bulgarien von osmanischen Reich befreien und einen demokratischen Staat etablieren. Der Satz: “„Falls ich gewinne, gewinne ich für ein ganzes Volk – falls ich verliere, verliere ich nur mich.“ von ihm, sollte sich auch Bewahrheiten da er an dem Platz wo die Gedenkveranstaltung in Sofia stattfand gehängt wurde, nachdem er von der osmanischen Polizei verhaftet wurde.

Den Rest der Woche werde ich sehr viele Veranstaltungen besuchen und wie alle hier an der Uni versuchen möglichst viele Kurse zu bekommen um dann im Nachhinein auszusieben. Dieses System ist wirklich nicht das Einfachste, vor allem wenn man kein Plan hat wo die Gebäude und Räume auf den drei Campi zu finden sind. Werde ich schon hinbekommen und am Samstag steht schon ein weitere organisierte Veranstaltung zum Minatürk als Belohnung an.



Tag 5 in Istanbul by wolfsen
February 25, 2010, 3:51 pm
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Die ersten Eindrücke findet ihr auf meinem eigentlich Blog: http://tecruebeler.wordpress.com/ Werde ab jetzt aber auf Stawiinternational und meinem Blog den gleichen Kram posten.

Was alles so in fünf Tagen passieren kann ist erstaunlich! Ich muss erst mal meine Bilder von der Kamera mir anschauen um all die wundervollen Eindrücke zu rekapitulieren. Die ersten drei Tage waren sehr stressig. Ich habe nicht das Leben eines Touristen geführt. Ich musste mich direkt in das kalte Wasser werfen und viele Stadteile Istanbuls eigenständig erkunden, weil dort die verschiedenen Wohnungen liegen, welche ich mir angeschaut habe. Die erste Bude war aufgrund des netten türkischen Studenten attraktiv und sehr billig. Die riesigen Schimmelflecken in der Ecke haben ich jedoch ein wenig beunruhiged und ich habe mir noch weitere Wohnungen angeschaut. Bei der Zweiten war der Typ mir äußerst suspekt, weil er ungefähr 100 Mal “Don’t worry, my friend” sagte und allgemein auch die Bude etwas brüchig war. Danach bin ich 50 Minuten (es kam mir wie eine Ewigkeit vor) mit gefühlten 300 Leuten in einem Bus von şişli  nach Ortaköy gefahren. Das war der Horror! Dort angekommen waren beide Wohnungen innerhalb von 15 Minuten vergeben und ich konnte wieder zurückfahren!

Nach diesen frustrierenden Stunden, die mich den Großteil meines Tages gekostet haben, bin ich Abends noch nach Beşiktaş gefahren um mich dort mit einem weiteren Onur zu treffen. In genau diesem Appartment sitze ich nun drei Tage später und es ist perfekt. Onur ist unglaublich freundlich, hilfsbereit, humorvoll und hat an der BU (Bogazici University) graduiert. Somit konnte er mir auch mit dem ganzen formalen Gedöns helfen, welches sich in Form der Anmeldung heute morgen ausgedrückt hat. Dort versuchen ca. 10.000 Studenten gleichzeitig soviele Kurse wie möglich zu ergattern und das System ist hoffnungslos überlastet. Ich habe mit etwas 15 gleichzeitigen Tabs gearbeitet und leider nur zwei Kurse bekommen. Dies wird sich jedoch hoffentlich noch ändern und ist völlig normal.
Ein weiterer Mitbewohner in meiner WG wird in zehn Tagen oder so noch gesucht werden. Bilder von der Wohnung werde ich den nächsten Tagen bei irgendeinem Filehoster uploaden. Der erste Besuch der Wohnung hat drei Stunden, zwei Effes und einige Stücke von selbstgebackenem herzhaften Gebäck gedauert. Wie soll man dann noch Nein sagen?

Yusuf ein Freund von Onur1 (dessen Couch ich benutzt habe) hatte über das Wochenende Freunde aus Spanien eingeladen und nach dem anstrengendem Tag haben wir uns in einer der vielen Kneipen am Taksim Square getroffen. Dabei habe ich erfahren das Yusuf eine kleine Tour mit den beiden Spaniern machen wollte und ich habe mich dort direkt eingeklinkt, weil ich bisher nicht besonders viel von den umfangreichen Sehenswürdigkeiten erblickt habe. Es war ein wenig anstrengend aber lohnenswert. Anstrengend deshalb, weil wir bis 9 Uhr morgens durchgefeiert haben und um 12 Uhr schon wieder aufgestanden sind, weil die Spanier nur das Wochenende über in Istanbul waren. Nach dem uns durch den großen Basar (Kapalı Çarşı) gekämpft haben, stand die Hagia Sophia und die Blaue Moschee auf dem Plan.

Bevor wir jedoch diese großartigen Bauten bewunderten, waren wir in einer riesigen und berühmten Zisterne, der Cisterna Basilica. Dieses fast 1500 jährige Bauwerk ist erstaunlich und dient nicht nur dem Tourismus, sondern auch als Ort für Konzerte und Lasershows. Mitten im Wasser umgeben von Fischen gibt es sogar eine extra Plattform auf der solche Veranstaltung dargeboten werden. Meine abschließenden Worte zu Yusuf waren, dass ich es super finden würde mal solch ein Konzert in der Zisterne zu erleben. Dieser Wunsch ging überraschenderweise drei Stunden später in Erfüllung. Ich hatte mich nämlich für ein Konzert mit türkischem Tanz angemeldet und musste etwas früher von unsere touristischen Hetze aufbrechen um zu dem Treffpunkt am Superdorm (in der fast nur die Amis wohnen und mehr für ihr manchmal mit Schimmel gespickte Gefängniszelle zahlen als ich für meine 17 Quadratmeter) zu gelangen. Ich wusste nämlich nicht wo der Platz ist wo wir uns treffen sollten. Ich hatte auch durch die Feierei und den Stress der letzten Tage nicht so den Plan gehabt wo ich hin muss und was überhaupt so genau passieren wird. Dieses Konzert hat dann genau in der vorher besuchten Zisterne stattgefunden und war sehr eindrucksvoll.

Dies war der zweite Derwisch in meinem Leben (den ersten habe ich zufälligerweise bei einem türkischen Festival in New York gesehen) und es war wieder mal beeindruckend, wie sich diese Typen sieben Minuten im Kreis drehen können und dann einfach stehen bleiben, um dann ohne irgendwelche Rückwärtsessendenerscheinungen ziemlich cool wegzulatschen. Danach? Wie hätte es auch anders sein können Party ^^. Angenehmerweise konnte ich mich ein netter Gruppe mit elf weiblichen Teilnehmer anschließen und wir sind zum Taksim gelaufen um dort ein weniger traditionelles Konzert  zu besuchen. Da mein Mobiltelefon unglücklicherweise leer war, konnte ich leider nicht mit Onur1 checken, welche Etablissements kosher sind und welche nicht. So sind wir dann um 2 Uhr in einem eher schäbigen Club gelandet. Das is ja nicht das Schlimme, aber irgendwelche Leute haben den Mädels die ganze Zeit Schnaps ausgegeben und mir ein Bier. Nach einiger Zeit haben die mir aber eine Rechnung von 100 Lira präsentiert. Das ist etwas weniger als 50 Euro. Das ich die deswegen ausgelacht haben fanden sie nicht so witzig und bestanden auf die Kohle. Wir sind dann einfach abgehauen und ich habe mich noch meinen türkischen Freunden angeschlossen die einen gemütlichen Abend in der lateinamerikanischen angehauchten Kneipe verbrachten. Dort haben wir uns noch einige traditionelle, völlig andere, türkische Tänze angeschaut und wieder bis zum Morgengrauen dort eine gute Zeit verbracht.

Die restlichen zwei Tage habe ich etwas ruhiger angehen lassen und habe mich ein wenig eingerichtet, meine Tasche ausgepackt und einiges an Zeug gekauft. Lebensmittel sind verdammt teuer hier und mein Konto wird schneller leer als ich das möchte, aber dafür habe ich ja extra gespart und in der ersten Zeit eines Auslandssemester kann man und will ich auch nicht sparen. Aufgrund dieser Einstellung werde ich auch Mittwochnacht mich auf den Weg nach Sofia in Bulgarien machen. Vermutlich werde ich danach (ca. 22.02) wieder Zeit finden zu bloggen. Ich freue mich natürlich wieder auf Eure Kommentare.